Als Kind wünschte ich mir standhaft von meinen fragenden Eltern zu jedem Geburtstag- „Weltfrieden“.

Heute als Mama eines wundervollen Töchterchens ist dieser extravagante Wunsch, trotz vieler Jahre Enttäuschung, zum Geburtstag noch nicht erloschen. Im Gegenteil. Ich spüre diesen Wunsch nach einer anderen Welt stärker als je zuvor in mir.

Heute mit meinem kleinen Töchterchen im Buddelkasten, Sand-Eiskugeln sämtlicher Geschmacksrichtungen genüsslich kostend, glaube ich, dass es sonst niemandem mehr als uns Eltern obliegt, die Verantwortung dafür zu übernehmen, wie es mit der Welt weiter geht.

Denn wir wünschen uns doch sehnlichst, dass unsere Kinder und Enkelkinder in einer friedlichen Welt voller gegenseitiger Liebe, Achtung und Respekt leben.

Ich will das zumindest, Du vielleicht auch?

Wir haben von so einer Welt in der Realität vielleicht selber wenig Ahnung, aber wir können es uns visualisieren und bei uns anfangen- im Umgang miteinander, in unseren kleinen und großen Familien.

Mein Töchterchen ist hochsensibel; vieles, was für andere Kinder normal ist, ist eine große Herausforderung für sie. Und auch für mich, ebenso hochsensibel. Dazu werde ich später nochmal mehr schreiben. Jedenfalls sehe ich mittlerweile die Hochsensibilität (oder positiver ausgedrückt die Wahrnehmungsbegabung) als unsere Freundin an.

Sie ist mein Anzeiger, wenn irgendwo etwas nicht in Harmonie mit unserer (Menschen-) Natur ist. Wo wir uns selber manchmal sogar ganz versteckt verletzen und gegen uns und unsere Kinder Gewalt anwenden (physisch und psychischer Art).

Ich empfinde die Hochsensibilität wie eine Warnblinkanlage- meine Tochter zeigt jede Schieflage, jede seltsame Vorgehensweise mit Kindern in unserer Gesellschaft. Jedenfalls, wenn man sein Kind wahrnimmt.

Ich brauchte auch eine Weile, um nicht mehr ständig zu zweifeln, dass irgendwas mit meinem Kind nicht stimmt. Bis ich akzeptiert habe- ok, es gibt einfach viele Situationen, die ihr zu viel sind.

Und die am Ende aber tatsächlich auch vielleicht gar nicht nährend sind.

Von da an entwickelte sich meine Idee, wie es stattdessen laufen kann.

Oder besser gesagt, ich begann meine innere Stimme wahrzunehmen.

Unsere Ellenbogen-Leistungsgesellschaft ist sicherlich für alle Kinder ein Graus, doch für Hochsensible ist es eine wahre Herausforderung.

Eine Herausforderung seinen eigenen Weg zu finden, auf sich und seine Bedürfnisse zu hören. Auch, wenn es eine völlig andere Richtung als der Mainstream ist.

Das ist ok, das darf so sein. Aber es bedarf halt auch Stärke.

Stärke „Nein“ zu sagen, Stärke sich abzugrenzen und das eigene Kind zu schützen, weil ihm z.B. etwas zu viel ist.

Was soll daran schlecht sein, frage ich naiv.

Weil man sein Kind schützt, ihm einen Raum gibt, der natürlicherweise mitwachsen sollte- deswegen als Glucke bezeichnet zu werden, ist schon fast absurd.

Auf unserem Weg stoßen wir jeden Tag auf vielerlei Dinge, die uns aufregen, uns beunruhigen, aber die uns auch schier betrunken vor Glück machen.

Vom Angetriggertwerden durchs eigene Kind (wieviel Wut liegt da eigentlich noch verschüttet in meinem Bauch?), über das Sprachlos-sein wegen einer übergriffigen Oma („du hast ja nen kleinen süßen Po, du kleine Maus!“- Tatsch!), über die bezaubernden Aussagen unserer Kinder („Mama, schau mal wie wunderschön dieser Käfer ist!“), die von einem so offenen Herzen zeugen, dass mir ganz kribbelig wird.

Aber auch die Begegnungen mit anderen Eltern, die es genauso ernst nehmen mit der Bedürfnisorientierung und der Begleitung ihres Kindes.

Ja, wenn man sich dieser Aufgabe freiwillig verschrieben hat, so ist das schon eine große Herausforderung.

Dennoch: Ich möchte ‚Erziehung‘ und (Familien)Leben anders machen.

Ich möchte, dass meine Tochter ihre Bedürfnisse und Gefühle kennt und benennen kann. Dass sie zu sich steht und dass sie später weiß, wer sie ist. Dafür nehme ich vielerlei Stressoren in meinem Alltag auf mich. Das ist ok. Denn ich lerne auch über mich und für mich ganz viel; das hilft mir endlich frei zu werden. Von alten Mustern, eingekapselten Emotionen und meinen eigenen Weg für mich zu erschaffen.

Dazu gehört auch meine Arbeit für Euch, ‚Starke Mama, starkes Kind‘.

Nicht nur unsere Kinder wachsen, nein, auch wir wachsen auf diesem Weg. Nämlich über uns hinaus 🙂 Ich habe lange schon den Wunsch anderen Mamas etwas von meiner Erfahrung abzugeben, ihnen Mut zumachen- auf sich zu hören, sich zu vertrauen und ihren Weg zu gehen. Bis zu diesem Beitrag hat es gedauert. Ich kreiere mir gerade einen „anderen“ Weg, den keiner meiner Vorfahren mir vorgelebt hat. Ich möchte als Mama selbstbestimmt entscheiden wie ich das Leben mit meinem Kind gestalte. Das betrifft natürlich auch das Geld verdienen.

Ich möchte mutig sein und voran schreiten, auch wenn es bisher nur wenige Vor- Bilder gibt, an denen man sich orientieren kann.

Und ich weiß, wie schwer das ist.

Jeden Tag klopft mindestens ein negativer verhöhnender Glaubenssatz an, der soetwas zu mir sagt wie: „Na, und Du denkst wohl Du bist etwas ganz Besonderes, wenn Du alles anders machst?“; oder „Ich darf das nicht frei entscheiden“; oder: „Ich muss es so wie alle machen, sonst enden wir einsam“.

Ich weiß, wie schwer es ist, wenn man der Gruppe Mütter angehört, die sich wegducken, weil sie „noch“ stillen oder weil ihr Kind mit 1,5 Jahren ( und danach) nicht in die Kita geht oder oder..

Ich habe die Vision von mehr gegenseitiger Unterstützung unter Mamas, von gegenseitigem Mutmachen, von Begegnungen, die stärken. Das ist nötig für uns Mamas, die einen neuen bewussten Weg mit ihren Kindern beschreiten wollen, da scheinbar gefühlt die gesamte Außenwelt ihr Selbst- Bewusstsein ablehnt, bzw vielleicht nicht mal kennengelernt hat und auch das Gefühl in sich und Mitgefühl für andere (speziell Kinder). Es ist wahrlich nicht einfach, in einer Welt, in der alles vorgetaktet ist, seinen eigenen Takt zu finden und ihn selbstbewusst zu leben.

Das beginnt bei der getakteten Babyernährung mit Brei, der Betreuung in Kitas ab einem gewissen Alter (in Verbindung damit, dass Mama wieder Geldverdienen muß/ will/ darf), den U-Untersuchungen beim Arzt/ Zahnarzt, den Rasterungen von Verhaltensweisen.

Hast Du als Mama einen eigenen Plan oder zumindest ein Bauchgefühl, das besagt: „Ne, irgendwas fühlt sich hier in meinem Mama-Bauch garnicht richtig an, das wird mit meinem Kleinen/ meiner Kleinen nicht gemacht“, guckt die halbe Welt komisch.

„Du verwöhnst Dein Kind aber. Du musst doch mal loslassen! Das haben wir aber doch immer so gemacht und uns hat es auch nicht geschadet!“.

Ich bin mir sicher, ihr könnt noch einige weitere Sätze hinzufügen 😉 Für mich ist es an der Zeit, einen neuen Weg mit unseren Kindern zu gehen, einen selbstbestimmten Weg als Mama, als Frau. Für eine liebevollere Welt mit einem mitfühlenden Miteinander, mehr Achtsamkeit und weniger Rasterung.

Seid ihr dabei? Und Was hält Euch manchmal davon ab?

Kommentiert gern unter dem Beitrag.

Alles Liebe, Julia (Beitrag vom 28.06.2019)