Heute teile ich mit euch ein kurzes Interview aus dem Jahre 2019 mit Lea Hamann. Ich habe ihr drei Fragen zu den Themen Hochsensibilität, Grenzen und Überreizung gestellt.

Ich schätze Lea Hamann und ihre Arbeit sehr, weil sie uns auf sanfte Weise wieder anregt, zu uns selbst zurückzukehren.

Ich habe selbst an einer ihrer Online-Coachingausbildungen teilgenommen, weil ich den ‚Weichen Atem‘ als Werkzeug auch in meiner Arbeit sehr sehr schätze.

Im nachfolgenden könnt ihr das kleine Interview lesen. Viel Spaß dabei!

Liebe Lea, ich begleite Mütter, sich und ihre hochsensiblen Kinder besser zu verstehen, herausfordernde Situationen zu bewältigen, und den eigenen Weg in Balance, Liebe und Kraft zu finden.

Viele dieser Frauen kämpfen regelmäßig mit dem Gefühl (hier) falsch zu sein, bzw. dass ihre Kinder irgendwie falsch sind. Sie befürchten auch, dass ihre Kinder ‚Außenseiter‘ werden könnten, so wie sich selbst möglicherweise auch wahrnehmen. Dieses Gefühl sich immer falsch zu fühlen – was kannst du uns dazu mit auf den Weg geben?

Hey liebe Julia, wie schön dass du dich für dieses Thema einsetzt!

Also ich vermute ja, dass die Menschen, die sich heute als „hochsensibel“ erfahren, eigentlich nur wieder „normal-sensibel“ sind.

Wir kommen aus einer Zeit, in der wir als Menschen so vieles unterdrückt und nicht wahrgenommen haben. Was heute als „normal“ gilt, ist eigentlich ziemlich abgestumpft 😉 Auch wenn unsere Welt noch so tut, als würde alles funktionieren, so spürt man doch, wenn man genauer hinschaut, dass viele Menschen keine Lust mehr auf reinen Leistungszwang und Härte haben.

Für mich erscheint es sehr gesund, dass viele Menschen spüren, dass sie neue Wege beschreiten wollen. Selbst wenn wir nicht immer genau wissen, wie dieser neue Weg aussieht – es ist die tiefe innere Sehnsucht in uns, die uns den nächsten Schritt zeigen wird.

Ich fühlte mich auch als „Außenseiterin“, als ich mit Anfang zwanzig mein Studium abgebrochen habe und völlig ohne äußere Sicherheiten meiner inneren Stimme gefolgt bin. Doch das lustige ist – inzwischen bin ich fast wieder „normal“ 😉

Du hast mich mit deinem Buch „Leben, Lieben, Leuchten: Wie du aus eigener Kraft glücklich wirst und deine inneren Schätze findest“ zu einem (kommenden) Online-Kurs zum Themen ‚Grenzen setzen für Hochsensible‘ inspiriert.

Ich glaube, das wichtigste Thema für hochsensible Menschen ist die liebevolle Grenzsetzung im Sinne von selbstfürsorglich sein. Ich würde von dir gern wissen, woran ich wahrnehmen kann, dass meine Grenzen zu schwach sind?

Bevor wir über Grenzen sprechen können, ist es wichtig über Präsenz zu sprechen.

Als Menschen bestehen wir nicht nur aus Grenzen – sondern auch aus Inhalt.

Und es ist ähnlich wie bei einem Luftballon – wenn der Luftballon nicht gefüllt ist, dann sind auch seine Grenzen schlapp und wabbelig.

Das bedeutet für uns Menschen, dass wir unseren Körper wieder mit unserer Präsenz füllen müssen. So werden unsere Grenzen von innen her gestärkt.

Ich nutze dazu gerne das Weiche Atmen. Mit jedem weichen Atemzug kann man tiefer in den eigenen Körper eintauchen und die eigene Lebenskraft wieder fließen lassen.

Je präsenter du in deinem Körper wirst, umso mehr spürst du deine Grenzen und kannst sie besser vertreten.

Da viele hochsensible Mütter und auch Kinder oft völlig reizüberflutet den Kontakt zu sich verloren haben, würde ich dich gern nach einer Übung fragen. Vielleicht magst du mit uns eine kleine Übung teilen, die sowohl Kinder als auch Erwachsene durchführen können, um sich wieder mit sich zu verbinden, bzw. mit sich in Kontakt zu kommen. Ich danke dir für Deine Arbeit liebe Lea <3

Wenn wir reizüberflutet sind, können wir meistens nicht mehr klar denken oder komplizierte Übungen machen, deshalb würde ich für solche Situationen etwas ganz einfaches vorschlagen. Was wir in solchen Momenten brauchen, verstehen wir am besten, wenn wir an ein Baby denken, das völlig überfordert ist.

Wir wissen instinktiv, dass es nichts bringt, wenn wir dem Baby sagen, dass alles okay ist, weil es unsere Worte und die Logik dahinter nicht erfassen kann.

Was allerdings gut funktioniert ist Körperkontakt.

(Das können wir zum Glück auch selbst tun.)

Nimm deine Hand und finde eine Stelle deines Körpers, die gerne gehalten werden möchte, z.B. deine Wange, dein Herzbereich, dein Bauch, deine Beine…

Sei zunächst ganz behutsam und achte darauf, die Berührung an deine Bedürfnisse anzupassen. Manchmal tut es gut, wenn man die Handfläche etwas stärker auf den Körper drückt, damit man sich gehalten fühlt.

Manchmal tut eine ganz leichte Berührung gut.

Gib dir einen Augenblick Zeit, diese Berührung mit deinem Körper wahrzunehmen und dich darauf einzulassen.

Atme weich. Und dann schau mal, was der nächste liebevolle Schritt für dich sein könnte.

Alles Liebe euch,

Eure Julia